Selektives Laserschmelzen bei der Herstellung von Flugzeugtriebwerken
Die Luft- und Raumfahrtindustrie, Automobilhersteller und Zulieferer nutzen additive Fertigung. Boeing setzt zum Beispiel im 787 Dreamliner für eine Reihe nicht-kritischer Bauteile Laser-Sinter-Komponenten ein. Additive Techniken ermöglichen es Unternehmen zudem, Ersatzteile für Flugzeuge zu produzieren.
Forscher des Fraunhofer-Instituts für Lasertechnik ILT in Aachen haben im EU-Projekt FANTASIA gezeigt, dass sich sogar kompliziert geformte Komponenten von Flugzeugtriebwerken kostengünstig mit selektivem Laserschmelzen (SLM) fertigen lassen. Mit SLM und weiteren lasergestützten additiven Verfahren verkürzen sich die Durchlaufzeiten für die Instandsetzung um 40 Prozent und mehr. Bis zu 50 Prozent des notwendigen Materials und mindestens 40 Prozent der Reparaturkosten können zukünftig eingespart werden.
»Mit additiven Verfahren gelingt es nicht nur, beschädigte Triebwerksteile perfekt zu reparieren, sondern auch komplette Komponenten zu fertigen, die man mit konventionellen Methoden wie Fräsen oder Gießen prinzipiell nicht herstellen kann«, sagt Dr. Konrad Wissenbach vom Fraunhofer ILT. »Damit werden auch Geometrien und Designs möglich, von denen man bisher nicht zu träumen wagte.«
Noch ist das SLM-Verfahren allerdings nicht für jeden Turbinenwerkstoff geeignet. Bisher arbeiten die Forscher mit Inconel 718, einer Nickelbasis-Superlegierung sowie mit Titanlegierungen.
Bauteile aus Metall
Die Fraunhofer-Forscher aus Aachen erschließen auch weitere Materialien für das Additive Manufacturing: Dass sich Aluminium als Werkstoff für additive Verfahren eignet, haben die Wissenschaftler des Fraunhofer ILT am Beispiel eines Ventils aus AlSi10Mg gezeigt.
In Kooperation mit einem Industriepartner wiesen die Ingenieure nach, dass sich der Herstellungsprozess für sechs serienidentische Funktionsprototypen von 120 Arbeitstagen für den Druckguss auf sieben Arbeitstage mit dem SLM-Verfahren reduzieren lässt. Die additiv gefertigten Ventile verfügen dabei mindestens über die gleichen mechanischen Eigenschaften wie konventionell gefertigte Bauteile. Bei einzelnen Eigenschaften übertreffen sie diese sogar. Ziel bei der Qualifizierung eines Werkstoffs für das SLM ist eine Bauteildichte von etwa 100 Prozent ohne Risse oder Bindefehler.
Aluminium-Legierungen werden unter anderem in der Automobilindustrie, im Maschinenbau oder in der Flugzeugindustrie genutzt. Bisher werden beim selektiven Laserschmelzen vor allem handelsübliche Pulverwerkstoffe wie Edelstahl, Werkzeugstahl, Titan-, Aluminium-, Kobalt- und Nickel-Legierungen eingesetzt. Die Verarbeitung von Kupfer- und Kupferlegierungen ist schwer, da der Werkstoff Wärme gut leitet.
Die Forscher des Fraunhofer ILT haben deshalb ein Lasersystem mit 1000 Watt Leistung in eine bestehende SLM-Anlage integriert. So gelingt es erstmals, Bauteile aus verschiedenen Kupferlegierungen mit einer Dichte von 99,9 Prozent additiv zu fertigen. Außerdem arbeiten die Forscher daran, auch keramische Werkstoffe einzusetzen.
Eine Weiterentwicklung des Verfahrens am Fraunhofer ILT ermöglicht auch die Herstellung von Objekten aus hochfester Zirkonoxid (ZrO2)-/-Aluminiumoxid (Al2O3)-Keramik.